Mit Kamera, Lappi und Langeweile auf in den Kampf!

Rot- Farbe des Blutes und des Zorns. Der Himmel erstrahlt in ihr, als wolle er sich über mich lustig machen.
Blut, ja es klebt an meinen Händen, ich sehe den Körper meiner Schwester noch vor mir, aufgespießt von meiner Wut.
Wut, sie hat mich geleitet, ich habe mich vergessen.
Nun stehe ich wieder hier, dort, wo sie gestern zum letzten Mal geatmet hat. Die Flecken auf dem Boden sind weg, nur ihr letztes Spielzeug liegt zerbrochen auf dem Boden.

Natürlich, wen kümmert es schon, an was sie als letztes Freude hatte?
Alle guckten auf den Boden und sahen das Blut und andere Körperflüssigkeiten, die ich nicht benennen kann.
Das Messer, ich habe es noch.
Das Messer, mit dem ich diese Gräueltat durchführte.
Das Messer, dass die letzten Flecken hat.
Das Messer, dass nun auf die sauberen Steine fällt.
Aller verschwimmt. Tränen?
Nein, es ist wieder, ein weiteres Mal diese verflixte Wut!
Was habe ich getan? Wieso hat sie mich angegriffen? Warum war sie nur so ein Schwächling, dass sie dann auch keinen Widerstand leisten konnte?
Ich weiß es doch:
Ich, ihre große Schwester, habe sie gereizt, ihr das Spielzeug weggenommen, sie provoziert, sie in die Verzweiflung getrieben. Sie war doch wie ich, natürlich verliert sie den Kopf und greift mich an. Nur war sie nicht so stark.
Wieder und wieder sehe ich meine Hände das Messer umklammern, mit ihm in ihren Körper einstechen und es herausziehen, besudelt mit Blut und Eingeweide. Ihrem Blut und ihren Eingeweiden.
Ich laufe, fassungslos, einfach weg.
Es ist, als würde die Welt mich meiden.

Der verlassene Spielplatz, der verlassene Park. Keine Menschenseele. Das Kinderlachen des Nachmittags ist verklungen, hier sind nur noch ich und meine Wut.
Doch diese treue Begleiterin verlässt mich. Ausgerechnet sie!
In mir schreit es, ich wünsche sie mir zurück. Sie macht mich stark, während die kommende Depression mich klein machen würde.
Klein, so wie ein hilfloses Kind.
Klein, so klein wie meine Schwester.
Jetzt kommen die Tränen.
An der Weggabelung bleibe ich stehen. Ich wische die Tränen ab. Sie helfen mir nicht. Ich muss so meinen Weg finden.

Rechts war es hell, doch ich wäre genau auf die Sonne zugerannt. Die Sonne in der Farbe Rot.
Links war es dunkel, ich würde zwischen Häusern und Wald verschwinden.
Ich täuschte mich.
Wäre ich doch rechtsrum gegangen!
Ich kam an einem Feld heraus.
Ein kahles Feld.
Ein Feld, dem keiner auch nur die winzigste Bedeutung beigemessen hätte.

Doch es wurde mein Untergang.
Ich kämpfte mich hinüber. Meine Depression hatte mich eingeholt. Das Feld war kein Feld mehr, es war ein Wüste.
Eine Wüste voller Trauer, Anstrengung, Wut und Verzweiflung.
Auch der Grasstreifen, den ich die ganze Zeit angesteuert hatte, schien mich abzuweisen.

Ich stand an einem Graben.
Ich hätte ihn mit einem Schritt überqueren können.
Doch die grüne Seite wies mich ab.
Ich stand inmitten vom braun und grau.
Grün- Farbe der Hoffnung und des Glücks.
Grau- Farbe... nein, grau war keine Farbe. Grau war eine Helligkeit und meine war eine Dunkelheit.
Das Grüne wollte das Graue nicht. Es hatte sich einen Schutzwall aufgeschichtet.
Es war zuviel.
Ich fiel.

...

Ich schlug die Augen auf.
Mir knurrte der Magen, meine Kehle war ausgetrocknet, aber zu meinem Erstaunen war mir warm.
Vor mir war taubedecktes Gras.
Moment, Gras?

Ich sah mich um:
Jemand hatte mich auf die Grasfläche getragen und mich zugedeckt. Vor mir stand eine Thermoskanne und eine Sandwichbox.
Ich hätte singen können!
Ich wollte jubeln!
Es gab irgendwen, dem mein Schicksal nicht egal war.
Irgendwo dort draußen, der sich um mich gekümmert hatte!
Er hatte mich auf die Grasseite gebracht, dort wo es grün war, wo alles in der Farbe des Glücks und der Hoffnung strahlte.
"Endlich wach?"
Er ist wahrscheinlich die Liebe meines Lebens.
Ich versenkte meinen Blick in seinen blauen Augen.
Blau- Farbe der Zuversicht.
Nicken, lächeln, lieben, hoffen.
Er würde mich in eine Zukunft bringen, in der mich nicht die Wut beherrschen würde.
Die Sonne ging auf.
Der Himmel erstrahlte rot und gelb.
Gelb- Farbe der Freude.
Rot- Farbe der Liebe.